Bandana war 10 ½ Jahre alt, als ich sie kennenlernte. Sie war eine wunderschöne, langhaarige deutsche Schäferhündin. Das Wesen wird als selbstsicher, intelligent, treu und arbeitswillig bezeichnet. Bandana wuchs in einer Familie auf, in der noch weitere Tiere lebten. Als Bandana 10 Jahre alt war, verstarb ihre Besitzerin. Somit kam sie zu ihrer neuen Besitzerin, bei der sie
zuvor immer mal wieder im Urlaub war.
Bandana hatte leider eine gesundheitliche Vorgeschichte: teils Verdauungsstörungen, 2014 Darmverschluss mit OP, 2018 Magendrehung mit OP und 2021 wurde in einem Bluttest Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) festgestellt und auch Arthrose in der Hüfte. Durch die reduzierte Hormonproduktion entstand ein reduzierter Stoffwechsel, wie auch weitere körperliche Veränderungen.( Genaue Infos finden Sie hier unter Schilddrüsenunterfunktion beim Hund (Hypothyreose) | Tierarztpraxis Bärn West (tierarztpraxisbernwest.ch)
Zurück zu Bandana. Es hat mich sehr gefreut, dass ich in meinen Fallstudien eine deutsche Schäferhündin behandeln durfte. Für mich sind das wunderschöne Hunde, die man nicht unbedingt einfach so streicheln sollte. :-)
Bandana wurde von ihrer Besitzerin als aufgestellte, feinfühlige, treue Seele beschrieben. Sie mag sehr gerne Kinder und Erwachsene. Bandana kann auch argwillig und berührungsempfindlich sein, das sie mit einem Jaulen bestätigt.
Für mich war sie eine wunderschöne Hündin. Bandana gehört zu den Hochzucht-Schäferhunden, bei denen man leider in den früheren Jahren angefangen hat, nach Hinten abzuzüchten. Genau aus dieser Manipulation sind extreme Probleme mit der HD (Hüftdysplasie Was tun, wenn der Hund unter Hüftproblemen leidet? – mammaly)
entstanden. Hochzuchtlinien werden auch als Show-Linie bezeichnet z.B.: Kommisar Rex. Im Gegensatz zur Leistungslinie die als Schutz-, Polizei- oder Rettungshunde im Einsatz sind. Diese Hunde erkennt man an den Farben grau, schwarz, schwarz - braun, etc.
Bei der ersten Sitzung brachte Bandana sehr gerne ihren Ball. Warfen wir ihr den Ball nicht zurück, jaulte sie uns an =). Als ich mich dem Boden näherte wurde ihre Aufmerksamkeit geweckt und sie kam sofort zu mir. Sie nahm die Berührung, wie auch die Stopper, sehr gerne an. Sie lief ein paar Schritte und kam mit ihrem Ball zurück. Im mittleren und hinteren Rückenbereich arbeitete es sehr stark bei ihr. Da sie schön vor mir stand, entschied ich mich für den Latissimus Dorsi.
Dieser Muskel ist in vielen Bereichen beteiligt. Läuft der Hund, hilft er, das Vorderbein zurückzuziehen, den Aufprall der Vorwärtsbewegung aufzusaugen und das Vorderbein zum Rumpf zu ziehen. Steht der Hund, hilft er das Vorderbein zu stützen und den Rumpf vorwärts und etwas nach aussen zu ziehen und dadurch die Atmung zu unterstützen.
Schliesslich streckte sie sich durch. Die Grundgriffe beim Hals, die ich bei ihr ausführte, sollen sie nicht nur am Kopf und Hals helfen, sondern auch die Vorderbeine und die Schulter in ein allgemeines Gleichgewicht bringen. Beim M.semispinalis capitis drückte sie ihren Kopf mehr in meine Finger hinein. Als ich den letzten Griff am Trapez beendete starrte sie mich zuerst an und ging anschliessend in ihr Bett. Man sah ihr direkt an, wie es in ihr arbeitete. Sie wusste nicht so ganz was sie tun sollte. Ihre Besitzerin fand, dass sie jetzt ganz anders wirke als zu Beginn der Behandlung.
Bei der zweiten Sitzung erzählte die Besitzerin, dass sich ihr hinterer Rücken kühler anfühlte. Sie meinte auch das Bandana beweglicher, agiler, entspannter und ruhiger sei. Für sie sah es auch aus, als ob ihr Rücken gerader sei. Sie lief heute sehr schön. Ihre Beine waren auch nicht mehr so weit auseinander wie bei der ersten Sitzung. Ich sass auf dem Stuhl und Bandana platzierte sich so, dass ich gleich mit CBT beginnen konnte. Als ich mich auf den Boden setzte, kam sie sogleich zu mir.
Jede Sitzung beginnt mit den unteren und oberen Stoppern. Die Temperatur wurde Hinten besser, trotzdem war der mittlere und hintere Rücken warm. Dieses Mal habe ich zum Grundgriff Hals die Scapula beigezogen.
Dies sollte ebenfalls ein allgemeines Gleichgewicht bringen, insbesondere wenn der Hund ungleich geht. Ungleichheit könnte direkt durch eine Lahmheit im Vorderfuss verursacht werden oder sich indirekt aus eine erhöhte Spannung in der Schulter ergeben, weil der Hund sein Körpergewicht vorwärts bewegen muss, um Probleme mit dem Rücken oder der Hinterhand auszugleichen.
Als ich die Griffe ausführte, pfiff sie immer wieder ganz leicht und streckte leicht ihre Vorderpfoten durch. Es war schön anzusehen. Anschliessend prüfte ich die Temperatur. Im mittleren Rücken wurde sie kühler. Deshalb entschloss ich mich als Unterstützung den mittleren Rücken ebenfalls zu behandeln. Die Prozedur 1 zielt darauf ab, Energie im Wirbelsäulenbereich aufzubauen.
Für die zweite Sitzung hat sie heute sehr viel mitgearbeitet. Dann entschieden wir uns Beide gleichzeitig, sie ging auf ihr Bett und ich setzte mich auf den Stuhl. Als ich mich noch mit der Besitzerin unterhielt, kämpfte Bandana, dass ihr die Augen nicht zu fielen. Schliesslich gab sie den Kampf auf und schlief friedlich ein.
Bei der dritten Sitzung empfang Bandana mich freudig auf dem Parkplatz und begleitete mich ins Haus. Die Besitzerin erzählte mir, dass Bandana jetzt wieder aus dem Auto springt, obwohl sie eine Leiter hat, aber ihr Hund nicht mehr abwarten kann, bis sie die ausgepackt hat. Sie empfand auch, dass Bandana ihre Hinterbeine wieder entdeckt hat und wie ein junges «Weib» herumrennt. WOW, dass in Ihrem Alter, wie toll J.
Dieses Mal war sie nach den Stoppern in allen Bereiche gleich warm. Ich war gespannt, was für sie Hinten machbar war. Da sie stand, führte ich auf beiden Seiten die Griffe an den Quadrizeps-Sehnen aus. Dieser Griff ist z.B. für Kniegelenksprobleme ideal. Da sie so schön stehen blieb, führte ich sogleich auf beiden Seiten die Griffe der Hüftgelenk-Strecker durch. Diese Griffe führte ich sehr vorsichtig aus, sie sind für Hunde mit Hüftdysplasie geeignet. Also ebenfalls unterstützend für Bandana. Als ich fertig war streckte sie sich komplett einmal durch. Anschliessend legte sie sich hin und schlief ein.
Ich behandelte Bandana nach dieser Sitzung noch einige Male. Leider verstarb Bandana 2022. Sie hatte ein schönes Alter erreicht und für mich war sie eine sehr gute Lehrerin. Ich konnte durch sie sehr viel lernen. Als ihr Abschied näher kam, zeigte sie mir ganz genau, was sie wollte, was ihr gut tat und was nicht wollte. An ihr konnte ich ganz viele Beschwichtigungssignale kennenlernen.
Mit diesem Bericht möchte ich mich ganz herzlich bei der Besitzerin von Bandana bedanken, dass sie mir ermöglicht hat, so tolle Erfahrungen sammeln zu können.
Bandana, ich danke dir, dass ich dich als eine so aussergewöhnliche, bezaubernde Hunde-Dame kennenlernen durfte. Ich bin überzeugt, du hast einen wundervollen Platz im Hundehimmel, denn den hast du dir wahrlich verdient!
